Samstag, 10. Oktober 2015

Valkyria Chronicles


Valkyria Chronicles ist ein taktisches Rollenspiel, das gar nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt. Mit dem Release auf Steam hat es zwar wieder einen Aufschwung erhalten, aber als Konsolentitel fristet es eher ein Nischendasein. Dabei war es eines der ersten RPGs auf der PS3 (zumindest im Westen), noch dazu exklusiv für die Sony-Konsole.
Es hebt sich außerdem von ähnlichen Genrevertretern ab, da das Kampfsystem sehr einnehmend und einzigartig ist, während die Geschichte einen wichtigen Part einnimmt und wirklich gefühlvoll präsentiert wird. Warum gibt es also nicht mehr ordentliche Fanboy und -girls?;0
Mal davon abgesehen, dass die taktischen Kämpfe und der Anime-Stil vermutlich nicht jedem liegen, gibt es nämlich eigentlich kaum etwas zu bemängeln.
Ich selbst war teilweise auch weniger begeistert bei der Sache, als ich es sein hätte müssen. Also mein Kopf sagt mir, dass Valkyria Chronicles kaum Schwächen hat und ein richtig guter Titel ist, aber mein Herz hing vor allem gegen Ende nicht immer so wirklich daran.

Die Geschichte in diesem RPG dreht sich, simpel gesagt, um einen Krieg. Das Imperium mit dem Herrscher Maximilian (der ganz wundervoll aristokratisch von sich selbst im Plural spricht) macht sich für den Kampf in Europa (ein fiktives Europa, aber eben mit diesem Namen) bereit, um an eine bestimmte Energieressource zu gelangen. Gallia, eine eher kleine Nation, ist Hauptziel der Angriffe und Schauplatz des Spiels. Welkin, der Sohn eines berühmten Generals aus einem vorangegangenen Krieg, wird in seinem Heimatort Bruhl in die Ereignisse hineingezogen, als dieser im Zuge eines Angriffes zerstört wird. Aufgrund seiner Herkunft und gewisser Talente in der Kriegsführung (obwohl er selbst ein äußerst friedliebender Mensch ist) kommt er schließlich in die Armee und darf dort sogar eine eigene Truppe anführen - "Squad 7".
Und damit wären wir erst mal beim Gameplay. Neben drei (später 4) fixen, weiteren Hauptfiguren kann man den Squad selbst zusammenstellen. Es gibt unterschiedliche Klassen - Scout, Shocktrooper, Lancer, Engineer und Sniper - und man hat über 15 Plätze, die man mit solchen füllen kann. Innerhalb der Klassen gibt es eine große Auswahl an Charakteren, die alle spezielles Potenzial haben. Manche mögen es zum Beispiel gerne, am Land zu kämpfen, wofür sie Stat-Boni bekommen, während andere an einer Pollenallergie leiden und dort nicht eingesetzt werden sollten. Außerdem gibt es auch Personen, die befreundet sind, und diese gemeinsam in den Kampf ziehen zu lassen bringt ebenfalls Vorteile. Man kann dementsprechend ewig lange an der Zusammenstellung des Squads feilen. Die frei wählbaren Einheiten können während Missionen auch sterben und unwiederbringlich verloren sein, aber das passiert eigentlich nie, weil man auch im Kampf quasi dauernd speichern kann.

Die Kämpfe sind prinzipiell rundenbasierend. Man hat eine bestimmte Anzahl an Zugpunkten (CP), die man verbrauchen kann, bevor der Gegner an der Reihe ist. Jede Einheit auf dem Schlachtfeld verbraucht ein CP (Panzer, ja die gibt es auch, verbrauchen 2) und kann sich innerhalb dieses "Zuges" frei und in Echtzeit bewegen. Hier steuert man also tatsächlich den jeweiligen Charakter und läuft direkt über das Feld, bis die Bewegungsleiste leer ist. In dieser Phase kann man auch von feindlichen Einheiten entdeckt und beschossen werden - durch geschickte Laufwege kann man dem ein oder anderen Schuss entgehen. Man hat hier also wirklich eine dynamische Situation. Möchte man angreifen, so pausiert das Geschehen, damit man ordentlich zielen kann, denn es macht einen großen Unterschied, wo man den Gegner trifft. Je nach Klasse kann man sich auch heilen, Granaten werfen, Panzer oder Barrikaden reparieren und und und. Allerdings pro Zug nur eine dieser Aktionen - möchte man weitermachen muss man ein weiteres CP verbrauchen und hat dazu etwas weniger Bewegunspunkte als zuvor.
Neben diesem Grundvorgehen gibt es unendlich viele Möglichkeiten, die es zu bedenken gilt. Welche Klassen und Charaktere man einsetzt muss im Vorfeld bedacht werden, aber auch während der Gefechte gibt es einiges zu beeinflussen. Neben der bereits angesprochenen Schussrichtung und den unterschiedlichen Funktionen und Waffen muss man sich vor allem Gedanken machen um: Deckung, Munition (bei Snipern und Lancern limitiert), Minen auf dem Boden, Angriffe von hinten und die Herausforderungen, die eine aktuelle Mission stellt. Die Gefechte bringen nämlich nach und nach mehr Abwechslung hinein und erfordern immer mehr Finesse. So kann man sich auf einer Map nur ordentlich fortbewegen, wenn man zuvor eine Rauchgranate abgefeuert hat, um Einheiten darin zu verstecken. Bei einer anderen Mission werden Mörser abgefeuert, wenn man von Suchlichtern erfasst wird, weshalb noch präziser geplant werden muss, wen man wo hinstellt. Wer das System des Spiels noch nicht so gut verstanden hat, wird irgendwann frustriert und stundenlang an verschiedenen Maps sitzen. Mir wäre es fast so ergangen, aber ich habe irgendwann die Kurve gekratzt und wusste alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
So sind zum Beispiel die "Orders" von höchster Wichtigkeit. Das sind Befehle, die Welkin geben kann, und die unterschiedliche Effekte haben - davon abhängig kosten sie 1 - 3 CP. Sie machen aber oft wirklich extremen Unterschied. Wenn man dadurch zum Beispiel die Verteidigung einer Einheit erhöht, nimmt diese wirklich spürbar weniger Schaden, so dass sich der Aktionspunkt dafür fast immer lohnt. Eine andere Order triggert die Potenziale der Kämpfer öfter, was einwandfrei funktioniert. Vor allem später, wo es einige sehr starke gibt, wie "Double Movement" oder "Double Attack", womit sich Gegner oder Ziele in einer Runde erreichen und erledigen lassen.
Das wird dann wichtig, wenn es an die EXP-Verteilung geht. Je schneller man eine Map erledigt, desto mehr Erfahrungspunkte gibt es, die man frei unter allen Klassen verteilen kann. Wie oben gesagt - hat man das System nicht voll verstanden, wird man öfter viele Züge benötigen und dadurch weiter zurückfallen, weil man eben weniger EXP bekommt. Zum Glück gibt es wenigstens "Skirmishes", also Maps, die man zum Trainieren immer wieder durchspielen kann. Story-Missionen kann man nämlich nicht wiederholen.

Ich habe bestimmt irgendwas ausgelassen, aber das beschreibt wohl jetzt ausreichend, wie viel Platz das Gameplay einnimmt. Man könnte also meinen, dass die Geschichte darunter leiden würde, so ist es aber nicht. Es ist zwischen den Missionen genug Zeit, die Charaktere kennen und lieben zu lernen, vor allem weil alles sehr nachvollziehbar und menschlich präsentiert wird.
Insgesamt 18 Kapitel erzählen die Story von "General" Welkin, seiner "Second in Command" Alicia und dem restlichen Squad 7, und meist gibt es in diesen eine Mission (höchstens 2) - sonst nur Erzähltechnisches. Einerseits wird natürlich gezeigt, wie die einzelnen Personen unter dem Krieg leiden und wie sie bestimmte Dinge verarbeiten, andererseits werden auch die Bösewichte manchmal beleuchtet. Man baut also sehr schnell eine Bindung zu allem auf und wird durch diverse Plottwists dann auch mitgerissen und überrascht. So stirbt zum Beispiel Isara, die (Adoptiv-)Schwester von Welkin, die einer Rasse angehört, die in der Welt von Valkyria Chronicles geächtet wird. Rosie, eine Shocktrooper-Frau in Squad 7, kommt Anfangs überhaupt nicht damit zurecht, mit einer "Darcsen" (so der Name der Rasse) zusammen arbeiten zu müssen und kann da auch als ziemliche Rassistin bezeichnet werden. Bei Isaras Tod ist sie dann aber mit Abstand am meisten mitgenommen, weil sich bis dahin einfach eine rührende Bindung zwischen den beiden entwickelt hat. Das nimmt einen schon wirklich sehr mit und ist damit das Highlight der Geschichte - was nicht heißt, dass es nicht mehr solcher toll aufgebauter Punkte im Plot gibt.
Ich will jetzt gar nicht alles genau ausführen, aber Liebe, Verrat, mystische Kräfte, Rache und Rassismus sind Themen, die ausführlich behandelt werden und wirklich für Spannung sorgen.
Das Ende ist eines von der besonders kitschigen Sorte, aber es passt eigentlich genau zur restlichen Geschichte.
Dabei bleibt die Story aber relativ bodenständig. Bis auf die Sache mit der namensgebenden Valkyrie, die ein übernatürliches Element ist, aber überhaupt nicht störend wirkt, ist das meiste für unsere "reale Welt" leicht übertragbar. Das ist ein absolut positiver Punkt, denn nichts wirkt zu übertrieben, sondern irgendwie "menschennahe". Also so, dass man sich einwandfrei mit allem identifizieren und in viele Situationen hineinfühlen kann.


Okay, es ist also alles wunderbar. Warum wollte ich also irgendwann, dass es endlich vorbei ist?^^
Ich glaube die Missionen wurden mir dann irgendwann zu umständlich. Der Versuch, dauernd Neuerungen in die 20+ Operationen des Squads zu bringen, hat mich überfordert. Obwohl das Gameplay wirklich auch sehr cool ist und dazu motiviert, eine Map nochmal besser zu schaffen, ist es irgendwann anstrengend. Mehr als ein solches Gefecht habe ich am Tag auch gar nicht geschafft, weil ich dafür nicht das Durchhaltevermögen hatte.
Deshalb ging die Faszination irgendwann auch verloren, weil manche Missionen eher ein Hindernis für mich waren, als ein freudig begrüßtest Spielelement. Und gleichzeitig wurde mir die Story auch etwas "egaler", weil ich irgendwann einfach nur noch fertig werden wollte.^^
Vielleicht erging es anderen Spielern genauso, aber trotzdem glaube ich, dass Valkyria Chronicles ein Ausnahmetitel ist, dem man auf jeden Fall eine Chance geben sollte. Dann vielleicht auf Steam, weil es da vielleicht nicht diese absolut horrenden Ladezeiten gibt. Ernsthaft, es war eine Qual, wenn in einer Mission etwas nicht so lief wie geplant. Nicht, weil eben etwas schief gegangen ist, sondern weil man dann neu laden wollte, sich das aber drei Mal überlegt hat, weil man dann minutenlang warten musste, bis man wieder an dem Punkt war, wo man gespeichert hatte. @_@

1 Kommentar:

  1. Okay, klingt also nach einem typischen Taktik-RPG (von wegen anstrengend und so)^^ Und Steam wird leider nicht die Vorteile bieten, die ich bei sowas bevorzuge. Aber gut, wenn ich das schon habe, kann ich mich ja irgendwann mal dran setzen. Hab jetzt auch nur die Absätze gelesen, die du mir empfohlen hast. Im schlimmsten Fall wirds dann wohl auch nur ein Gefecht pro Tag oder so. Hauptsache die Story lohnt sich tatsächlich °o° Soll im 2.Teil ja eher nicht der Fall sein. Im dritten könnte ich dank Emulator wenigstens jederzeit speichern :D

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