Samstag, 21. Dezember 2013

Finding Teddy


Seit irgendwann Ende Oktober auf Steam verkündet wurde, dass "Finding Teddy" in nicht ganz zwei Monaten dort veröffentlicht werden sollte, war ich unglaublich gehyped. Eine sehr nette Person hatte sich kurz danach ein Groupees-Bundle gekauft, in dem das Spiel auch enthalten war, und mir den Key dafür geschenkt - aber erst einmal nur für die Plattform Desura, die ich eigentlich ja nicht so sehr mag. Angespielt habe ich "Finding Teddy" natürlich trotzdem und wusste gleich, dass es mir Spaß bereiten würde. Richtig spielen wollte ich es aber erst, wenn ich schließlich auch den Steam-Key dafür bekommen würde. Das hat sich so unglaublich gezogen - am 3. Dezember wurde das Spiel verfügbar, aber die Entwickler ließen sich ungefähr ewig Zeit und der wütende Mob in den Steam-Foren war natürlich aufgebracht. Ich beschloss irgendwann, einfach darauf zu scheißen und kaufte mir das Spiel schließlich doch selbst. Inzwischen wurden die Keys natürlich verteilt, aber so schlimm ist das jetzt nicht. Ich habe schließlich für etwas gezahlt, was mir unglaublich viel Freude bereitet hat und mich ein paar Stunden lang wirklich verzaubern konnte.

Für meinen Bericht beginne ich jetzt einfach mal mit den Sachen, die mir nicht gefallen haben, da diese wesentlich einfacher aufzuzählen sind.
Erst einmal ist das Spiel ziemlich kurz. Ich weiß nicht wie "How long to beat" auf 4 Stunden für einen normalen Durchgang kommt - ich habe für meine Komplettierung etwas über 3 gebraucht und das inkludiert zwei Mal Durchspielen plus ein halbes Mal, weil ich am Anfang was verpasst hatte. Gerne wäre ich noch viel länger durch die zauberhafte Welt geschlendert, denn "Finding Teddy" hätte im Gegensatz zu "Flow" zum Beispiel bestimmt noch Platz für mehr Inhalte gehabt.
Aber wie auch immer, davon abgesehen gibt es nur zwei kleine Dinge, die mich ein wenig gestört haben: Man kann sich nicht frei durch die Welt bewegen, sondern immer nur dahin gehen, wo man etwas tun kann. Das heißt, dass nichts wirklich erforschbar ist - das Mädchen bewegt sich nur, um den Screen zu wechseln, ein Item aufzuheben oder getötet zu werden. ;0 Andererseits weiß man so dann wenigstens, ob ein Objekt nur hübsche Zierde ist oder noch irgendwo gebraucht wird. Die zweite Sache war die Steuerung, die trotz ihrer Minimalität manchmal etwas ungenau ist. Zum Beispiel öffnet ein Mausklick auf das Mädchen das Inventar und des Öfteren will man eigentlich nur Mr. Fly anwählen, um ihn irgendwas tun zu lassen, aber da er so nahe an der Protagonistin fliegt, landet man gleichzeitig im Gegenstandsmenü.
All diese Dinge klingen vielleicht nicht so toll, waren für mich im Großen und Ganzen aber dann gar nicht so wichtig. Im Vergleich mit den Dingen, die ich toll fand, verlieren sie nämlich irgendwie total die Gewichtung. Weshalb es "Finding Teddy" bei mir auch auf eine 5-Sternen-Bewertung schaffte und sogar knapp Platz 2 beim Spiel des Jahres erreichte. Die genauen Gründe dafür versuche ich nun zu erläutern, ohne mich zu sehr in Begeisterungsreden zu verlieren. Heh.

Der Grund, warum ich überhaupt auf das Spiel aufmerksam geworden bin, war die Grafik: Bunt, pixelig und total niedlich - perfekt für mich. Ich hab auch ungefähr 20 Screenshots gemacht und musste mich echt zusammenreißen, nur eine Auswahl auf Steam hochzuladen. ;0 Dass es sich auch noch um ein Adventure und keinen Platformer (ernsthaft, alle cool designten Spiele sind Platformer, und die kann ich einfach nicht) handelte, war ein weiterer, riesiger Pluspunkt. Die Musik aus dem Trailer war dann eigentlich so das letzte Tüpfelchen, warum ich dann total gehypted war.
Als ich "Finding Teddy" schließlich startete, wurden all diese Gründe zweitrangig, weil das Spiel viel mehr zu bieten hatte. Die niedliche Grafik lässt einen Anfangs nicht vermuten, dass man an allen Ecken und Enden sterben kann. Es ist auch direkt lustig herauszufinden, wie man getötet wird - da wird man gefressen, aufgespießt oder zerquetscht und findet es nicht einmal schade, weil es teilweise recht kreativ gemacht ist. Außerdem startet man in so einem Fall einfach direkt vor der Sterbeszene, da geht absolut kein Spielfortschritt verloren. Das Spiel sagt einem einfach nur "Jap, da musst du hin, aber irgendwas fehlt dir noch" und nicht "Muahahaha, du hast was falsch gemacht, stirb und kämpfe dich zur Strafe minutenlang durch Sachen, die du schon gemacht hast!"
Die Rätsel selbst sind eigentlich recht simpel - es gibt kaum einen Moment wo man nicht weiß, wofür man ein gesammeltes Item benutzen kann und man hat auch selten mehr als drei Gegenstände im Inventar. Was das Spiel wirklich interessant macht, sind die Spielereien mit dem Musik-Alphabet. "Finding Teddy" hat eigentlich keine Dialoge, aber dafür gibt es eine Notenlinie mit 26 Tönen, also einen für jeden Buchstaben. Natürlich kapiert man das nicht sofort, sondern erst wenn man nach und nach das Alphabeth freischaltet. So sieht man zu Beginn kryptische Zeichen an Wänden, kann aber mit der Zeit immer mehr davon auch entziffern. Erst bei meinem zweiten Durchgang ist mir übrigens aufgefallen, dass schon angedeutet wird, dass der "Endgegner" mit dem Namen Tarant (also der, der Teddy entführt hat), eigentlich gar nicht so ein fieser Kerl ist.

Wie auch immer, mit dem Musikalphabeth ebnet man sich Wege, aber bringt vor allem die Kreaturen der Welt dazu, einem zu helfen oder ähnliches. So singt einem eine Statue zum Beispiel ein paar Töne vor, die am Ende das Wort "Happy" ergeben. Wenn wir diese dann einer anderen Kreatur vorspielen, ist sie nicht mehr traurig und übergibt uns einen Schlüssel, statt uns zu Brei zu zermatschen. Richtig toll war dieses Feature bei einem Geist, dem man im ersten Gebiet begegnet. Um voranzukommen, kann man das Ding einfach ignorieren, aber man kann sich auch einige Minuten lang hinsetzen und nach Gehör herausfinden, was für Töne er einem vorsingt. Ich brauchte eine Weile, konnte aber schließlich den Satz "Tell her I am sorry" entziffern. Natürlich wusste ich nicht was ich damit anfangen sollte, aber als ich im zweiten Gebiet auf einen Friedhof kam, war mir klar, dass ich hier diese Noten spielen musste. Und wirklich - ein anderer Geist erschien (wohl "sie") und bedankte sich bei mir. Wie gesagt, das braucht man absolut nicht um das Spiel zu beenden, das ist ein Detail völlig Abseits des Weges. Und es bringt einen dazu zu überlegen, was denn bloß mit den beiden passiert ist - es bewirkt, dass die Welt mehr Tiefe bekommt. Übrigens ist der Geist beim New Game+ nicht mehr da (also, wenn man seine Botschaft überbracht hat), man kann also zufrieden feststellen, dass man die arme Seele erlöst hat. Muss man nicht tun, aber es ist wundervoll, das zu entdecken. Ich glaube das war mein Highlight im Spiel.

Aber genug davon, neben der Interaktion durch die Musik, was mir wirklich extrem gut gefiel, waren auch die Sidekicks noch ein Highlight. Viel tun Mr. Cat und Mr. Fly ja nicht wirklich, aber sie dabei zu haben reicht eigentlich schon. Ich meine... eine Fliege mit einem Zylinder!!!1
Tarant als Bösewicht war auch super - eine riesige Spinne, die einen Teddy klaut weil sie so einsam und traurig ist. Ich hab mich so sehr gefreut, als ich ihm musikalisch vermitteln konnte, dass wir seine Freunde sind - Tarant sieht auch so niedlich aus! *__* Am Ende trägt er einen jedenfalls auf seinem Rücken zu einem Schrank, mit dem man wieder in seine eigene Welt zurückkehren kann. Interessant dabei ist, dass die Charaktere dann färbig werden - immer wenn man eine Kreatur auf seine Seite gebracht hat, wurde diese bunt (vorher sind alle grau), und am Ende passiert genau das mit einem selbst (und Mr. Fly wird voll getrollt und grün gemacht, wonach ihn alle auslachen xD). Jedenfalls ist es dann schon irgendwie traurig, dass man die Welt wieder verlassen muss. Sie war zwar tödlich und teilweise deprimierend, aber eben auch zauberhaft und wunderschön. Und in den wenigen Stunden hat man so vielen Gestalten geholfen und sie zu Freunden gemacht, dass es schwer fällt, wieder zu gehen. Aber ich musste nicht verzagen! Das Ending beinhaltete nämlich auch eine Szene, in der das Mädchen Jahre später wieder zu Tarant und den anderen zurückkehrt - die vertrauten Töne aus dem Mund der Spinne verkündeten: "We need you again." YESYESYESYES!! Das "To be continued" danach lässt stark auf eine Fortsetzung hoffen und ich würde sie am liebsten jetzt schon spielen. ;__;
Wünschen würde ich mir dafür einfach etwas mehr Spielzeit und noch ein paar mehr versteckte Dinge wie die Geistergeschichte. Alles andere kann gerne genau so bleiben wie es ist. <3

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