Dienstag, 5. November 2013

Virtue's Last Reward #25 - Fazit

Eigentlich wollte ich schon im letzten Eintrag zu VLR mein Fazit schreiben, aber es uferte dann (natürlich) so aus, dass das viel zu lang geworden wäre. Hier gibt es also die separate "Zusammenfassung", was mir an dem Spiel gefallen hat und was nicht.

Gameplay

Fangen wir mit dem Einfachsten an. Wirklich gut fand ich die Sache mit dem Ally und Betray. Das brachte genau die richtige Würze ins Nonary Game, die ansonsten so ein bisschen gefehlt hat. Mein Gewissen wurde beim Betrügen oft schwer belastet und oft war ich stolz, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Außerdem teilte ich echte Freude oder echtes Bedauern mit den Charakteren, wenn ein Ergebnis eine gewisse Gewichtung hatte (also viele Allys oder viele Betrays).
Wie gesagt, dem restlichen Nonary Game hat die Würze so ein bisschen gefehlt. Zwar hatte ich noch immer einige Wahlmöglichkeiten, mit welchen Konstellationen ich weitergehen wollte, aber ich wusste ja im Gegensatz zum Vorgänger immer, dass ich gleich wieder im Warehouse B landen würde. Die Bedrohlichkeit hat völlig gefehlt. Bei 999 gab es auch in den Rätselräumen oft viel mehr Storysequenzen, wo ich teilweise glücklich und teilweise genervt über manche Teamzusammensetzungen war - diesmal wars mir meist komplett egal. Da bevorzuge ich eindeutig Ersteres. ;) Insgesamt war die Atmosphäre während des Spiels also im Gegensatz zum Vorgänger recht locker, dafür wurde man aber öfter dazu gezwungen, schwierige und nachtragende Entscheidungen zu treffen. Selbst wenn ich am Ende ohnehin immer jeden Weg gehen musste.
Wirklich richtig beschissen fand ich den Q-Raum - der letzte Rätselraum war eigentlich ein ärgerliches Unterfangen. Da waren viel zu viele, uninteressante, sich wiederholende Rätsel, während gerade das im letzten Zimmer in 999 nochmal so richtig geil gestaltet war.
Die Sache mit den Codewörtern und Passwörtern war ganz cool gemacht, aber konnte einem auch so richtig auf die Nerven gehen. Wenn man, wie ich, die wichtigen Routen erst spät spielt, kommt man ewige Zeiten lang nicht weiter, sondern erntet dauernd nur "to be continued"s. Das kann zwischendurch frustrieren und hat mich hin und wieder meine Motivation gekostet.
Zu guter Letzt möchte ich dann noch erwähnen, dass die Steuerung mit dem 3DS Stylus manchmal echt ungenau war und mich so manche Schimpfwörter aus den tiefsten Tiefen meines Wortschatzes ausgraben ließ. Aber das war zum Glück keine Regelmäßigkeit.
Ach ja, richtig cool war natürlich die Möglichkeit, das Flowchart zu benutzen. Es wäre diesmal auch wirklich absolut zu viel gewesen, alle Wege immer von Anfang an spielen zu müssen.^^ Dass man wirklich zu absolut jeder Zeit jumpen konnte, war sehr angenehm.

Charaktere

Insgesamt waren die Charaktere größtenteils sehr menschlich. Soll heißen, man hat sie hin und wieder geliebt und dann wieder gehasst, weil sie einfach unterschiedliche Regungen gezeigt haben, was einfach realistisch war. Am stärksten habe ich das bei Alice, Ten und Clover gemerkt, die ich wahrscheinlich meistens nicht so gut leiden konnte (Quark nehme ich mal raus, weil der die meiste Zeit über ohmächtig rumliegt). Sie alle hatten aber ihre Momente, in denen ich ihre Reaktionen verstehen und nachfühlen konnte, und wo ich sie immer ein bisschen mehr lieb gewinnen konnte.
Das heißt dann, dass ich allgemein eigentlich allen etwas abgewinnen konnte, was in einem Spiel wirklich selten ist. Allerdings wird der Fokus in den unterschiedlichen Routen oft auf wenige Personen beschränkt, so dass mir zwischendurch die anderen wieder egal oder unsympathisch wurden. Die fehlende, storyrelevante Interaktion in den Rätselräumen war dann auch nochmal ein Punkt, warum ich manches Mal das Gefühl hatte, den Bezug zu den Leuten wieder zu verlieren.
Also, im Vergleich zu 999 auch wieder eher suboptimal gelöst, was erneut aber nicht bedeutet, dass ich die Charaktere schlecht gefunden hätte.
Ganz besonders mochte ich ja "das Team". Also die, bei denen sich gegen Ende herausstellte, dass sie ja ohnehin zu Zero bzw. Sigma gehören. Ihn mochte ich natürlich, ich habe ihn schließlich gesteuert und sein Seelenleben mitbekommen. Und in gewissen Routen war unser Denken auch wirklich ziemlich im Einklang.^^ Von denen, die nicht "ich" waren (;0) fand ich Luna am allerbesten. <3 Es gab als einziges bei ihr keinen Moment, in dem ich sie nicht so gemocht hätte, dafür unzählige, in denen ich sie geliebt habe. Ich hoffe sehr, dass die Frau, auf der sie basiert, im Nachfolger auftaucht. Am besten als Love Interest von Sigma natürlich. ;0 Dann mochte ich K auch unglaublich gerne und Phi war mir auch immer angenehm und hilfreich. Nach diesen Individuen kommt erst einmal lange nichts, und dann fällt es mir auch schwer, eine fixe Reihenfolge festzulegen. Dio kann man eigentlich gar nicht mögen, weil er wirklich der absolute Arsch vom Dienst ist - und das von Anfang an, was ich sehr cool fand, weil einen das irgendwie hinters Licht geführt hat. "Dio wird jetzt schon als der Bösewicht hingestellt? Dann ist ers sicher nicht..." :D Aber so als Charakter an sich ist er trotzdem irgendwie cool und ich kann wirklich nicht sagen, dass ich ihn scheiße fand.^^ Joa, und selbst Quark war nicht annähernd so nervig wie Anfangs befürchtet. Wenn er mal wach war gab er eigentlich gar nicht so blöde Dinge von sich und war leicht ertragbar. Und angenehm unwichtig für die Geschichte! Also ich kann für die Charaktere so im Allgemeinen eigentlich nur einen Daumen nach oben geben. Aber...

Die Sache mit Junpei und vor allem Akane gefiel mir gar nicht. Das ist eigentlich weniger Kritik am Spiel an sich, weil mir die Entwicklung der Geschichte in dem Bezug einfach persönlich nicht zusagt. Es war einfach befremdlich, dass die beiden jetzt alte Knacker waren. Vor allem bei Tenmyouji war ich erst sehr irritiert, weil Junpei einfach so toll war und dann ausgerechnet so ein Kerl aus ihm wurde. Noch dazu mit einem Kind, das mich absolut nicht interessierte. Mein Unmut legte sich aber bei den Szenen, in denen klar wurde, dass June ihm wirklich viel bedeutet hatte und dies nach all den Jahren nicht verschwunden war. An ihrer Entwicklung kann ich aber eigentlich gar nichts Gutes finden. Sie war ja damals schon eine verrückte Schnalle, aber irgendwie auf eine niedliche Art und Weise. Ich weiß noch, wie mir in 999 scheißegal war, was sie und Santa alles getan hatten, ich wollte sie einfach nur retten. Und ich hatte das Gefühl, dass es Junpei damals ziemlich genau so ging. Aber ihr bedeuten Einzelschicksale absolut nichts, und vielleicht war es schon damals so, aber da hatte ich wenigstens das Gefühl, Junpei würde ihr etwas bedeuten. Jetzt ist das völlig verschwunden - er war nur Mittel zum Zweck, um Sigmas Kräfte zu stärken. Dass Akane das tut, obwohl sie zu wissen scheint wie wichtig sie ihm nach wie vor ist, nehme ich ihr echt übel.
Ich habe irgendwo gelesen, dass Junpei und Akane auch bei der Nevada Testsite gewesen sind, und vielleicht gibt es da noch Entwicklungen im dritten Teil, von denen ich nichts weiß. Aber so wie es momentan aussieht, war ich sehr enttäuscht von Junes Entwicklung. Und wo hat sie eigentlich Santa gelassen? :0 Also ja, meine "tote Lady" ist also wohl die einzige Person, die ich ziemlich doof fand.

Story

An der Geschichte an sich habe ich eigentlich sehr wenig auszusetzen. Bis auf die Sache mit dem Prolog-Gefühl, also dem viel zu offenen Ende, fällt mir kaum etwas ein, das ich beanstanden könnte. Zwischendurch war mir die Fülle an unterschiedlichen Informationen manchmal zu viel - es gab so viele Kleinigkeiten und Erklärungen auf den Routen, die lange Zeit auch absolut nicht in Zusammenhang standen. Die Hälfte vergaß ich im Laufe meiner Durchgänge auch wieder, was mich überforderte - die Menge an Details war einfach unüberschaubar. Das löste sich am Ende aber ziemlich gut auf, es ergab tatsächlich irgendwie Sinn und passte plötzlich doch zusammen. Viele vermeintliche Kleinigkeiten, die man auch gerne mal übersah, stellten sich später als Hinweise für die großen Twists heraus - das waren manchmal regelrechte Offenbarungen. Die Entwickler haben sich wenigstens bemüht, sich über Plotholes Gedanken zu machen und dass es auch für kleine Dinge am Ende "logische" Erklärungen gibt. Deshalb bin ich in dem Punkt, den ich zwischendurch etwas anstrengend fand, wieder total versöhnt worden.
Manche Sachen sind dann allerdings auch etwas zu genau erklärt worden - manchmal mit irgendwelchen mathematischen Formeln, bei denen sich keine Sau auskennt, statt einfach nur zu sagen was Sache ist (was nachher sowieso immer noch gemacht wurde, alleinestehend aber weniger verwirrend gewesen wäre).
Allgemein war die Geschichte sehr spannend und interessant - bei manchen Cliffhangern hätte ich vor ungelöster Spannung am liebsten den DS an die Wand geknallt. ;D Ich kann nur schwer sagen, was mir alles gut gefallen hat, denn es waren so viele Sachen - die Geschichte von Clover über die Geschehnisse nach 999, das Rätsel um die tote Lady, Dios zahlreiche, dunkle Machenschaften, das komplette Luna-Ending, Ks Vergangenheit, die Sache mit den Bomben, das Finden des Axelavirs und der Maschine zum Duplizieren, die Twists gegen Ende mit Akane, Junpei und Sigmas altem Körper und zu guter Letzt meine eigene, große Rolle in dem Projekt... Das alles waren tolle Erlebnisse, die das Spiel zu einem Abenteuer gemacht haben, bei dem ich leidenschaftlich mitgefiebert habe. Allerdings haben ein paar Kleinigkeiten das Erlebnis eben nicht so intensiv gemacht, wie es bei 999 der Fall war. Die Rätselräume, die diesmal hauptsächlich den Rätseln und nicht der Geschichte dienten, so wie die vielen Routen mit unterschiedlich gewichtetem Charakter-Fokus haben meine Bindung zur Story und den Leuten nicht so stark werden lassen wie im Vorgänger.

Trotz all meiner negativen Punkte war "Virtue's Last Reward" ein sehr gutes Spiel, es hatte nur das Pech, dauernd dem Vergleich mit "999" ausgesetzt zu sein, was für mich nahezu perfekt war. Man hat nach einem ersten Teil ja gewisse Ansprüche und Vorstellungen. Es war eine gute Entscheidung, das Nonary Game anders zu gestalten, denn gerade bei so einer Reihe wie "Zero Escape" kann man mit sich wiederholenden Dingen niemanden mehr beeindrucken. Es ist bestimmt schwierig, so etwas neu zu gestalten, aber trotzdem eine gewisse Stimmung herzustellen - das ist den Machern gut gelungen, auch wenn es natürlich nicht dieselbe Stimmung ist wie im Vorgänger. Es ist dann Geschmackssache, was einem besser gefällt, aber objektiv gesehen haben die Entwickler es wieder geschafft, ein ganz ausgezeichnetes Spiel zu machen.
In Teil 3 möchte ich dann aber wirklich in der Nevada Mars Mission sein und versuchen die Menschheit zu retten. Alles andere würde "Virtue's Last Reward" nämlich wirklich zu einem unwichtigen Zwischenspiel verkommen lassen, das im Endeffekt nirgendwo hingeführt hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen