Mittwoch, 26. September 2012

Eternal Wings and the Lost Ocean


Auf das Spiel "Baten Kaitos" bin ich vor Jahren eigentlich nur durch Zufall gestoßen. Ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen ein RPG auf dem Gamecube zu spielen - ich wusste nicht mal dass es eines gibt (mal davon abgesehen, dass es sogar ein paar mehr außer Baten Kaitos gibt^^). Mit Nintendo-Konsolen hatte ich bis dahin auch nicht viel am Hut, ich war ein kleines Sony-Fangirl. ;)

Jedenfalls war ich über irgendwelche Ferien bei Freunden, die neben einigen anderen Konsolen einen Gamecube hatten. Ich hatte bei denen schon öfter irgendwelche Spiele ausprobiert, zum Beispiel "Xenosaga II" oder "Kingdom Hearts" - alles RPGs, von denen ich mir sicher war, dass ich sie nicht selbst kaufen würde und in die ich einfach mal nur reinschauen wollte. Dieses eine Mal vor gut zwei oder drei Jahren war also Baten Kaitos dran und es geschah etwas, das ich nicht erwartet hatte: Ich liebte das Spiel einfach.
Innerhalb von zwei Tagen war ich irgendwo in der Mitte der zweiten CD und der Welt mit dem verlorenen Ozean längst verfallen.

Einen großen Teil dazu beigetragen hat auf jeden Fall das Kampfsystem, das einfach unglaublich viel Spaß macht. Es ist dynamisch, hat taktische Komponenten und wird einfach nicht langweilig. Es gibt kein stupides A-Knopf-Gehämmere, zumindest kommt man damit nicht weit und geht wohl selbst in Zwischenkämpfen schnell unter. Man wählt aus einer Reihe von Karten, die Nummerierungen haben und reiht sie am besten sinnvoll und ohne dass sich irgendwelche Elemente gegenseitig wieder aufheben, aneinander.
Die Karten sind eine Sache, die das Spiel so motivierend machen. Sie zu sammeln macht Spaß, und dass sie sich nach einiger Zeit verändern ist unglaublich kreativ - so wird zum Beispiel eine Banane nach einiger Zeit im Deck schwarz und ändert ihre Wirkung. Außerdem kann man auch im Kampf Karten kombinieren, zum Beispiel um ein rohes Stück Fleisch mit einem Feuerzauber zu etwas Gebratenem zu machen.

Aber wie auch immer, hier sollen keine Spielmechaniken erklärt, sondern mein Weg durch das Spiel beschrieben werden. Da es nicht mein eigenes war, habe ich es nämlich nicht immer mit dem nötigen Ernst behandelt.
An meinem zweiten Spieltag kam dieser riesige Plottwist auf mich zu: Kalas war die ganze Zeit über der Verräter der Gruppe! Oh noez! D: Ehrlich, ich hatte davor Witze gemacht, dass er es sein müsste, weil ich es so abwegig fand. xD Aber klar, ich spielte ja nur seinen Schutzgeist und nicht ihn - natürlich kann er der Verräter sein!
Bei der Szene, wo man nach seinem Verrat mit ihm spricht war ich so durch den Wind, dass ich immer nur die schlechten Antwortmöglichkeiten ausgewählt habe. Da gab es immer sowas zur Auswahl wie "Kalas, geh nicht!" und "Ja, mach halt, du bist mir ohnehin egal."
Ich habe also immer die negative Antwort gewählt, weil ich mir einen Spaß daraus gemacht habe und Kalas ohnehin einer der größten Wichser ist, die ein RPG je gesehen hat. Danach hätte ich mir dafür am liebsten in den Arsch gebissen, denn es kam dann kein einziges Mal mehr vor, dass ich eine dieser Spezialattacken mit Kalas machen hätte können. Die tauchen im Kampf hin und wieder auf, wenn er ein besonders gutes Verhältnis zu seinem Schutzgeist hat - das hatte ich da also gehörig verkackt. xD

Nichts desto trotz habe ich die Kurve gekriegt. Ich hab mir nach diesen Ereignissen kurzerhand selbst einen Gamecube, zusammen mit meinem eigenen Baten Kaitos, gekauft, die Memory Card ausgeborgt (ähem, "ausgeborgt") und endlich eingesehen, dass dies kein Abenteuer für Zwischendurch war, sondern eines meiner absolut liebsten RPGs.
Das hat sich bis heute gehalten - auch wenn Baten Kaitos Schwächen hat, so hat es mir doch durchgehend Spaß gemacht. Ich erinnere mich an keine Stelle, die ich öde fand, jede Minute Spielzeit hat sich gelohnt.
Ich mochte auch die Charaktere unglaublich gerne. Selbst wenn sie doch recht klischeehaft waren und meist keine tiefgründigen Dinge zu sagen hatten, hatte ich sie alle ins Herz geschlossen (bis auf Kalas, aber es war immer wundervoll, ihn zu beschimpfen). Lyude mochte ich besonders. Wenn er im Kampf sein "Crescendo" oder sein "Sforzando" gemacht hat (zwei seiner "Finisher"-Attacken, bei denen er einfach ewig lang auf die Gegner einprügelt), habe ich mich jedes Mal dumm und dämlich gefreut. <3

Lyude~
Der Nachteil an so einer Liebe zu einem Spiel von mir ist, dass ich es immer weniger spiele, je näher es zum Ende geht.
Bei Baten Kaitos hat es wohl an die zwei Jahre gedauert. o.o Sobald ich im Enddungeon war und den ersten Subboss besiegt hatte, habe ich das Spiel nicht mehr angetastet. Ich wollte einfach nicht, dass es vorbei ist, auch wenn das absolut keinen Sinn macht, denn was hat man davon, wenn man stattdessen einfach gar nicht spielt.^^
Deshalb hab ich mir vor zwei Tagen endlich einen Ruck gegeben, um das Spiel endlich zu einem Ende zu bringen.

Erst einmal muss ich sagen, dass ich mit den Endbossen keine wirklichen Probleme hatte. Der zweite Malpercio war nicht so einfach zu besiegen und hätte der Kampf noch zwei, drei Runden länger gedauert, hätte ich es wohl auch nicht geschafft. Aber zum Glück wurde er in seine Schranken gewiesen, bevor etwas Grobes passiert ist.
Gut fand ich übrigens, dass man davor noch speichern konnte, da kommt einem das Spiel wirklich sehr entgegen. Es gibt nur zwei Formen des Endbosses und man kann zwischendrinnen speichern - so wird es richtig gemacht! :) Außerdem ist hier auch alles wirklich gut in die Geschichte integriert, mit Storyszenen zwischen allen Kämpfen. Man weiß zu jeder Zeit genau, warum man nun gegen dieses Ding antreten muss.

Auf jeden Fall wurde also Malpercio von uns besiegt und sogar Melodia noch gerettet (die ich als "Bösewicht" übrigens sehr gelungen fand). Dann gab es ein fettes Ending, in dem sich endlich die Nebel in der Welt lichteten und die Inseln sanken zurück auf den Boden. Das war schon richtig beeindruckend! Man spürt direkt die Auswirkungen des letzten Kampfes, die sich auf die gesamte Welt niederschlagen.
Danach wurde gefeiert und jeder Charakter durfte nochmal was sagen - ich hätte bestimmt angenommen, dass das Spiel da einfach vorbei ist, wenn ich nicht einen Bossguide gehabt hätte. ;)
Also... da sitzt man nun schon eine Weile und sieht sich einfach das Ende an, und dann - BÄMM - erscheint out of fucking nowhere Geldoblame. Ich hatte keine Ahnung was das sollte, aber vielleicht habe ich auch nur irgendwas in meiner langen Spielpause vergessen.
Vielleicht hatte es irgendwas damit zu tun, dass Xelha das Meer war. Das war die letzte große Enthüllung, die erst im Ende auftauchte und von der ich nicht ganz wusste, was ich davon halten sollte. War es nötig, das noch reinzuquetschen? Andererseits war es eigentlich logisch, dass die Eisprinzessinnen auch irgendeine Funktion haben müssen, die nicht nur mit einem der Relikte zu tun hat. Und gestaltet war das Ganze unglaublich gut - Kalas und Xelha mussten den Ozean, jetzt wo die Inseln wieder auf der Erde lagen (getragen von den fünf Göttern - das fand ich extrem genial!), freilassen und beteten dafür - siehe ganz unten das "Ocean's Prayer", das einen durchs gesamte Spiel begleitet. Dann kam eben irgendwie Geldoblame aus der Erde, den man sich meiner Meinung nach sparen hätte können, aber das störte den Fluss der Ereignisse nur kurz (außerdem war der Kampf lächerlich einfach - natürlich beabsichtig, damit der auch sicher geschafft wird).

Jedenfalls brach Xelha nach dem Kampf zusammen und starb in Kalas' Armen. Zumindest verschwand sie einfach und es begann augenblicklich zu regnen.
Es regnete so lange, bis der Ozean wieder da und die Inseln von Wasser umgeben waren und die kleinen, süßen Nebelfische sich zum Großen Wal zusammenschlossen.
Das war so unglaublich traurig und ergreifend, und es war wirklich gut gemacht.
Ich hätte mir eigentlich gewünscht, dass Xelha tot bleibt, weil es einfach innovativ gewesen wäre. Enden, in denen ein Charakter tot geglaubt ist, der dann plötzlich wieder auftaucht, hat man schon dreizehn Mal gesehen und findet man in jedem zweiten RPG. Mindestens.
Als Xelha jedoch aus dem Relikt wieder erwachte, habe ich trotzdem eine gewisse Freude verspürt. Ich denke ich würde das Ende objektiv gesehen besser finden, wenn Xelha tot geblieben wäre, aber meine mädchenhafte, nach Happy Ends dürstende Seite ist dann doch froh gewesen. Ich möchte ja eigentlich auch, dass Kalas glücklich ist (warum auch immer, der Vollidiot hat es eigentlich gar nicht verdient. Pfff...), und das ist so am besten gewährt.

Außerdem endete das Spiel dann mit etwas, das mich wohl für jedes mögliche Ende versöhnt hätte. Der Schutzgeist, also ich, musste sich wieder von Kalas trennen, jetzt wo die Welt frei von allem Bösen war. Fand ich ziemlich doof, aber extrem toll gemacht. Jeder Charakter hat nochmal was zu mir gesagt und am Ende haben alle gewunken und es war wirklich, als würden sie mich persönlich verabschieden.
Die Idee mit dem Schutzgeist finde ich allgemein verdammt genial. Nur so konnte der Protagonist auch ein Verräter sein und so ist man als Spieler irgendwie viel direkter angesprochen. Sie sprechen zu einem Wesen, das keiner von ihnen ist, sie winken jemandem, der von ihnen entfernt ist - der Schutzgeist ist genau wie der Spieler, und so ineragieren auch die Charaktere mit einem.
Ich war unfassbar traurig, als sie mir zugewunken haben und ich wusste, dass dies wirklich der Abschied ist. Während "Libella", mein Name für den Schutzgeist, entschwunden ist, habe auch ich die Spielwelt verlassen. Der Abschied fiel dadurch nur noch schwerer und ich bin jetzt noch traurig, wenn ich daran denke. Wirklich unglaublich, unglaublich toll gemacht.


So habe ich also wirklich das Gefühl, dass diese Reise ein Ende genommen hat (während es bei anderen Spielen meist nicht so endgültig war, obwohl es da natürlich auch vorbei war). Es war wirklich ein tolles Erlebnis und Baten Kaitos reiht sich hiermit in die seltenen 5-Sterne-Spiele ein. Die Wertung vergebe ich fast nie, und dieses Spiel hat jeden Stern verdient. Für mich ist es auf jeden Fall eines der besten Rollenspiele, das ich bisher gespielt habe. <3


Cast light upon the darkened earth,
save those lost in despair.
O Mighty Ocean, guide us as we journey through
the darkest pit of night.
And may time, ever fleeting, forgive us;
we, who have forsaken our song
and buried our future.
Find us, O Mighty Ocean, and forgive us.

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